Stimmungsvolle Bilderwelten prägen Werner Braun’s Portfolio. Einerseits zeigt er im Gemeinschaftszentrum in der Au in Volketswil durch Kamerabewegungen auf das Wesentliche reduzierte Aufnahmen und detaillierte Naturstudien, andrerseits gibt er Einblick in sein Projekt ”2020er-DNA-Sequenzierung – 12 Mutationen“.
Werner Braun ist viel in der Natur unterwegs und stellt sich seit langem die Frage, wie er die dabei erlebten Stimmungen festhalten kann – ohne die in der Zwischenzeit weltweit „millionenfach produzierten“ Landschafts- und Naturaufnahmen mit Sonnenuntergängen, Baumästen im Vordergrund und zur Blauen Stunde um weitere Exemplare zu erweitern.
Seine ersten fotografischen Versuche hat er in seiner Jugendzeit gemacht – damals noch mit einer zweiäugigen Spiegelreflexkamera und – als Antwort auf obige Fragestellung – nur in schwarz-weiss. Kontraste, Strukturen und Formen waren die zentralen Aspekte seiner Arbeit.
Als Kursleiter konnte er später Hunderte Jugendliche in Jahreskursen und Projektwochen in die Geheimnisse der analogen Schwarz-weiss-Fotografie mit camera obscura und Spiegelreflexkameras und in die Laborarbeit in der Dunkelkammer einführen.
Den Wechsel zur digitalen Fotografie zögerte er lange hinaus, zu wichtig war ihm das „Handwerk“ und zu wenig einladend die Arbeit am Computer. Erst die grossen Qualitätssprünge in der Technologie und der Besuch eines ersten Intensivkurses im Jahr 2009 haben ihn dann definitiv zur digitalen Fotografie hingeführt.
Nach Abschluss seiner Berufstätigkeit und dem Besuch des cap professional Praxislehrgangs für Fotografie widmet er sich aktuell vermehrt Langzeitprojekten und zeigt seine Arbeiten seit 2017 mehrheitlich in Gruppenausstellungen.
einmalig – wiederkehrend – zeitlos
Farbstimmungen in der Landschaft fängt er mittels ICM-Technik (intentional camera movement) ein. Durch bewusstes Bewegen der Kamera verschwimmen die Details und der Fokus liegt auf Farbe und Form. So lässt eine Aufwärtsbewegung Bäume in die Höhe wachsen – Querbewegung lässt die Details eines Rapsfeldes verschwinden – Drehung zeigt Windbewegungen – Zoomen versinnbildlicht die Explosion der Farben. Die unterschiedlichen Stimmungen in den vier Jahreszeiten und die überwältigende Schönheit der Natur werden spür- und erlebbar.
Im Gegensatz dazu zeichnen sich die ausgestellten Gesteinsaufnahmen durch Schärfe und Detailreichtum aus: Während Millionen von Jahren in der Schweiz entstandene Formationen – festgehalten in einem kurzen Moment des Beobachters und Staunens.
Auch in vom Mensch erschaffenen Werken spiegeln sich natürliches Licht und Farben wieder und lassen Skulpturen und Treppenhaus bei genauer Betrachtung der Lichtspuren „neues Leben einhauchen“.
Projekte „pic of the day“ und ”2020er-DNA-Sequenzierung – 12 Mutationen“
Am 01.01.2020 startete er sein Projekt “picoftheday” mit ungewissem Ausgang – täglich ein Handyfoto während des ganzen Jahres ….
366 Bilder, die je einen Bruchteil von 1/3’162’240’000 des Jahres 2020 oder durchschnittllich 1/100 einer Sekunde zeigen. Auch örtlich ist der Blickwinkel auf nur einen Bruchteil dessen, was es gerade zu sehen gibt, beschränkt. Der Fotograf steht ja auf einem 1/510’000’000’000’000 der Erdoberfläche unseres Planeten, die Kamera gibt nur einen subjektiven Ausschnitt der Wirklichkeit wieder.
2020 wurde zum Coronajahr – ein Jahr, in dem die Bevölkerung von DNA-Sequenzierung und Mutationen sprach – ein Jahr, in dem die Welt von Wellen überrollt wurde – ein Jahr, in dem es in allen Medien von wissenschaftlichen Darstellungsformen und Grafiken wimmelte.
So lag es für Werner Braun auf der Hand, für das Nachfolgeprojekt “2020er-DNA-Sequenzierung – 12 Mutationen” die 366 Aufnahmen nochmals zu zerstückeln. Von jeder Foto verwendete er nur einen Bruchteil – einen dünnen Streifen – und setzte diese Stücke monatsweise wieder zusammen. Die entstandenen 12 Monatsbilder brachte er digital zum Schwingen (Wellen) und verwandelte das im rechtwinkligen Koordinatensystem entstandene Resultat in Polarkoordinaten.
Die entstandenen 12 Mutationen zeigen damit je einen Monat, einen Bruchteil aus Zeit und Raum des Jahres 2020, eine Darstellung eines sowohl zeitlich als auch örtlich begrenzten Augenblicks zwischen Entstehen und Vergehen im Coronajahr. Einen kleinen Einblick in die uns umgebende Wirklichkeit – losgelöst von konkreten Motiven und dokumentarischen Aufnahmen, reduziert auf eine kleine Sequenz des täglich Erlebten.
Die Ausstellung in Volketswil ist von Montag bis Freitag vom 26.11.21 bis am 07.01.22 von 9.00 – 22.00 zugänglich. Werner Braun ist am 08.12.21, 15.12.21, 22.12.21 und 05.01.22 jeweils von 17.00 – 20.00 vor Ort. Die Ausstellung kann aktuell nur mit gültigem Covid-19 Zertifikat besucht werden.
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